Tag der Daseinsvorsorge
Eine sichere und zuverlässige Wasserversorgung und das jeden Tag und rund um die Uhr. Dafür sorgt die Wasserversorgung Rheinhessen.Pfalz GmbH (wvr) und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Daseinsvorsorge der Menschen in der Region. Leider wird die ständige Verfügbarkeit des Lebensmittels Nr. 1 in der Öffentlichkeit allzu oft als selbstverständlich wahrgenommen. Vom Rohwasser bis zum Trinkwasser ist es jedoch ein langer Weg, der mit einem entsprechenden hohen Arbeitsaufwand einhergeht. Der Tag der Daseinsvorsorge soll daher deutschlandweit diese dahinterstehenden Leistungen in den Blick der Menschen rücken.
Der Wörrstädter Verbandsgemeindebürgermeister Markus Conrad ist nun seit dem 17.09.2019 Aufsichtsratsvorsitzender der wvr. Anlässlich des Tages der Daseinsvorsorge haben wir ihm ein paar Fragen gestellt.
Herr Conrad: am 23. Juni findet in diesem Jahr zum fünften Mal der Tag der Daseinsvorsorge statt. Wie würden Sie diesen Begriff definieren?
Der Begriff Daseinsvorsorge umfasst alle Güter und Leistungen, welche nach heutigen Maßstäben notwendig sind, damit Menschen in einer Gemeinschaft oder Kommune leben können. Dazu gehört vor allem die Versorgung mit Energie (z.B. Strom und Gas) und Wasser, die Telekommunikation sowie die Abwasser- und Müllentsorgung.
Den größten Teil Ihrer bisherigen Amtszeit als neuer AR-Vorsitzende haben Sie unter den Einschränkungen der Pandemie erlebt. Wie haben Sie diese Zeit empfunden?
Seit vielen Jahren sind wir es beispielsweise gewohnt, dass wir ohne Einschränkungen in fast alle Länder der Welt reisen und uns frei bewegen können oder es weltweit wirtschaftlich immer weiter aufwärts geht. Nun erleben wir zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges eine weltweite Krise, die uns vor Augen führt, dass sich unser gewohntes Leben schlagartig verändern kann und unsere vernetzte Welt sehr verwundbar ist.
Dadurch haben wir meiner Meinung nach das eine oder andere wieder stärker schätzen gelernt und es hat sich gezeigt, dass z. B. die gegenseitige Unterstützung und Nachbarschaftshilfe funktionieren und wir als Gemeinschaft in der Krise glücklicherweise stärker zusammenrücken. Auch haben wir gelernt, manche technischen Möglichkeiten zu nutzen, denen wir vorher skeptischer gegenüberstanden.
Persönlich sehe ich die Krise daher auch als Chance, neue Wege zu gehen, alte Strukturen zu überprüfen und das ein oder andere schneller zu verändern oder voranzubringen, was bisher nicht so möglich war.
Wenn Sie nun auf die wvr blicken, welche Rolle hat das Unternehmen im Kampf gegen die Krise gespielt?
Im Kampf gegen die Krise hat die wvr – wie auch alle anderen Einrichtungen der Daseinsvorsorge – eine ganz wesentliche Rolle gespielt. Denn selbst im Lockdown gab es keine Einschränkungen bei der Wasserversorgung und die Bürgerinnen und Bürger konnten sich darauf verlassen, dass diese lebenswichtige Infrastruktur weiter funktioniert.
Welche Herausforderungen gab es und wie ist die wvr diesen begegnet?
Eine der größten Herausforderungen für die wvr war die Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit, so dass die Wasserversorgung weiterhin rund um die Uhr gewährleistet bleibt. Konkret bedeutet dies beispielsweise, dass organisatorisch die Abläufe so verändert wurden, dass nicht alle Beschäftigten gleichzeitig in Quarantäne geschickt werden müssen, wenn es zu Ansteckungsfällen unter der Belegschaft kommt. So wurden feste Teams gebildet, die sich nicht begegnen durften, damit im Ansteckungsfall immer noch genügend Personal zur Aufrechterhaltung der Wasserversorgung vorhanden war. Dies hat bisher perfekt funktioniert und in keiner Sekunde war die Wasserversorgung während der Pandemie für die Bürgerinnen und Bürger gefährdet. Dies ist eine großartige Leistung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der wvr, wofür ich Ihnen sehr dankbar bin.
Oftmals wird die ständige Verfügbarkeit von Trinkwasser als eine Selbstverständigkeit angesehen. Empfinden Sie es auch so, dass die Wertschätzung für dieses Lebensmittel zu gering ist?
Gerade in der Krise haben wir gesehen, wie wichtig die Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern ist. Dazu gehört meiner Ansicht nach insbesondere eine funktionierende Versorgung mit Trinkwasser.
Wir müssen das Lebensmittel Trinkwasser wieder viel stärker schätzen lernen und anerkennen, dass eine hundertprozentige Versorgungssicherheit auch ihren Preis hat. Anhand eines Beispiels aus der Krise will ich dies verdeutlichen und zwar an der Versorgung mit medizinischen Gütern. Hier haben wir ganz schnell gemerkt, was es heißt, wenn wir von anderen Produktionsstandorten abhängig sind und keine eigene Versorgungssicherheit gewährleisten können. Aber auch unabhängig von der Krise erleben wir im Alltag immer wieder, wie sorglos und manchmal auch schon verschwenderisch wir mit dem Lebensmittel Trinkwasser umgehen.
Wie wichtig ist die kommunale Verwurzelung der wvr?
Es ist meiner Ansicht nach ganz wichtig, dass die wvr als ein wichtiges Unternehmen der Daseinsvorsorge in der Region verwurzelt ist. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Kommunen einen entsprechenden Einfluss haben und die von den Bürgerinnen und Bürgern direkt gewählten Vertreter in den Gremien die Interessen der Region vertreten können.
Die letzten drei Sommer waren außergewöhnlich heiß und trocken. Dies ließ den Wasserbedarf der Menschen entsprechend in die Höhe steigen. Solche Sommer werden höchstwahrscheinlich Normalität. Auch in diesem Jahr wird bereits ein Hitzesommer erwartet. Ist die wvr dem gewappnet bzw. wie bereitet sich die wvr darauf vor?
Bereits seit einigen Jahren spielen die klimatischen Veränderungen und der steigende Wasserbedarf in Spitzenzeiten eine wichtige Rolle bei den strategischen Planungen der wvr. So wurde beispielsweise ein neuer Haupthochbehälter in Wintersheim mit einem Volumen von 13.500 m³ gebaut, um die Versorgungssicherheit mit Wasser auch in einem Hitzesommer zu gewährleisten. Weitere neue Hochbehälter sollen in den nächsten Jahren gebaut werden, um die Lieferkapazität in Spitzenzeiten zu erhöhen. Auch der Erhalt und weitere Ausbau der Wasserleitungen spielt hierbei eine ganz wichtige Rolle.
Die Geschäftsführung hat einen entsprechenden Investitionsplan für die kommenden Jahre ausgearbeitet und wir haben die jährlichen Investitionen entsprechend erhöht. Ein weiterer Investitionsschwerpunkt in den kommenden Jahren wird der Ausbau der Trinkwassergewinnungsanlagen im Bereich des Rheins sein. Hier gibt es bereits erste Überlegungen zur Steigerung der Wassergewinnung.
An diesen Beispielen sehen Sie, dass sich die wvr mit den klimatischen Veränderungen in unserer Region beschäftigt und auch darauf vorbereitet.
Hat dies auch Auswirkungen auf den Wasserpreis?
Wie ich schon erwähnt habe, hat die Sicherstellung der Versorgungssicherheit auch ihren Preis. Zur Finanzierung der erwähnten Investitionen haben wir in den letzten Jahren moderate Preiserhöhungen vornehmen müssen.
Verändert sich auch dadurch die Unternehmensstrategie? (Klimaschutzgesetz)
Da sich die wvr bereits seit einiger Zeit mit dem Klimawandel und den notwendigen Anpassungen beschäftigt, führt das neue Klimaschutzgesetz nicht zu einer grundsätzlichen Änderung der Unternehmensstrategie. Wir befinden uns vielmehr bereits auf dem richtigen Weg und stellen uns den Herausforderungen des Klimawandels.
Herr Conrad, wir danken Ihnen für das Interview.
Was ist eigentlich ein Aufsichtsrat?
Beim Aufsichtsrat handelt es sich um ein Kontrollgremium, das sich aus gewählten Mitgliedern der Anteilseigner zusammensetzt und der Geschäftsführung als Kontrollinstanz zur Seite steht. Dabei übernimmt der Aufsichtsrat auch eine beratende und unterstützende Funktion.Im Fall der wvr setzen sich die Mitglieder aus Vertretern der Thüga GmbH und Vertretern der kommunalen Gebietskörperschaften zusammen, also der VG Rhein-Selz, VG Nieder-Olm, VG Wörrstadt, VG Bodenheim, VG Gau-Algesheim, VG Eich und der VG Alzey-Land. Jeder der zwölf Gesellschafter verfügt derzeit über einen bis drei Sitze. Um Kosten einzusparen und einen Effizienz Gewinn zu erwirken, ist zur nächsten Amtsperiode im Jahr 2024 jedoch eine Verkleinerung dieses Gremiums geplant.
(23.06.2021)